„Ich war heute nach der…äh…Arbeit noch einkaufen.“

 

Diese und ähnliche Äußerungen finden sich tagtäglich in unserem Sprachgebrauch wieder. Es geht hier allerdings nicht um die Erledigung, die nach der Arbeit getan wurde, sondern um die Unterbrechung – das Äh – in der Mitte des Satzes. Solche gefüllten Pausen, wie sie in der (Sprach)Wissenschaft genannt werden, sind sehr üblich. Sie signalisieren Denkpausen, meist verbunden mit sprachlichen Problemen, wie Wortfindungs- oder Erinnerungsprozessen, und veranschaulichen die momentane Verarbeitung im Gehirn. Wissenschaftler*innen haben nun herausgefunden, dass diese Äh`s und Ähm`s einem Kind beim Erlernen von Sprache helfen können.

Das…äh… Kontrastprinzip

In der Kommunikation mit Kindern sind Erwachsenen sehr darauf bedacht, verständlich und anschaulich zu reden. Nicht selten wird mehr darauf geachtet, was man sagt und so steigt die Verwendung von gefüllten Pausen unwillkürlich an. Amerikanische Forscher*innen zeigten, wie Kindern solche Unterbrechungen interpretieren. Für sie sind äh`s und ähm`s ein Zeichen dafür, dass unbekannte Vokabeln oder Sachverhalte folgen.

Kinder ab 15 Monaten machen Gebrauch vom sogenannten Kontrastprinzip – Neue unbekannte Begriffe, die sich in einem Gespräch mit Erwachsenen auftun, werden mit noch nicht bekannten Gegenständen assoziiert. Gesten unterstützen diesen Lernprozess. Doch nun muss man sich auch vor Augen halten, dass Kinder mit 1 bis 2 Jahren noch nicht sehr viele Wörter kennen und sich in einem Satz der Eltern vermutlich noch viele fremde Begriffe befinden. Wie also erkennt das Kind, den zur Geste passenden Teil in der elterlichen Äußerung? Hier kommen laut Forscher*innen die gefüllten Pausen zum Einsatz. Sie markieren den in diesem Moment relevanten Teil im Satz und machen es dem Kind einfacher, die Gegenstand-Wort-Assoziation auszumachen.

Das Äh-Signal

In ihrer Studie untersuchten die amerikanischen Wissenschaftler*innen 16 Kinder im Alter von 24 bis 36 Monaten. Sie zeigten den Kleinen Paare von Bildern, die jeweils einen vertrauten und einen unbekannten Begriff darstellten. Die Kinder wurden dazu aufgefordert auf ein bestimmtes Bild zu schauen. Diese Aufforderung enthielt in ca. 50% der Fälle eine gefüllte Pause („Betrachte das…äh…Schaf!“). Wie sich in der Untersuchung ergab, fokussierten die kleinen Probanden bereits früher und länger das unbekannte Objekt, wenn der Satz ein Äh oder Ähm enthielt. Basierend auf dieser Beobachtung kamen die Forscher*innen zu dem Schluss, dass das Äh einen bestimmten Signalcharakter hat – Achtung ein neuer, unbekannter Begriff folgt. Äh´s und Ähm´s werden laut dieser Studie von Kindern als eine Art „Botschaft“ interpretiert.

Wie diese gefüllten Pausen jedoch genau verarbeitet werden, ist noch unklar. Die Forscher*innen lassen hier noch Raum für weitere Untersuchungen.

Sicher ist jedenfalls eins: Sollten Sie mal wieder mit Ihren oder fremden Kindern sprechen, machen Sie sich keine Sorge darüber, dass unterbrochenen Äußerungen den Sprachfluss oder die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Im Gegenteil, jedes Äh oder Ähm kann hilfreich für den kindlichen Spracherwerb sein.